Seiten

Montag, 18. Juli 2022

Wenn sie doch nur Bier könnten ....

.... und endlich geht es wieder los.
Für diese Tour stand auf dem Programm, den Rhein fertig zu fahren. Vor einiger Zeit bin ich ja schon von Basel bis Ruhr-Orange geradelt und jetzt gilt es den Rest fertig zu radeln.

Donnerstag wurde pünktlich Feierabend gemacht und in der prallen Sonne ging es los. Verraten sei hier schon mal, das ich bis 3 Tage vor dem Start von ca 100km weniger Strecke ausgegangen war. Dann kam das Büchlein vom Bikeline Verlag zum letzten Rheinabschnitt und da stand dann was von 350km drin .... Potzblitz.

Auf dem Campingplatz für die erste Nacht hatte ich vorsichtshalber mal angerufen und nach den möglichen Ankunftszeiten gefragt. Bis 20:00 Uhr gibt es Küche, Ankunft ist aber bis 22:00 Uhr möglich. Und so ging es dann los, erst mal zu Ruhrmündung und Ruhr-Orange und von da an immer schön mit Gegenwind stromabwärts. Zum Abend hin zogen ein paar Wolken durch, aber alles in allem war es ein recht sonniger Tag. 




Entlang des Niederrheins gab es immer wieder Störche und ihre Nester zu sehen. Dazu aber auch noch jede Menge anderes Federvieh. Auf der Bislicher Insel bei Xanten ist ein riesiges Vogelschutzgebiet. Dort hat man den Eindruck das die Natur noch intakt ist.

Um 19:30 Uhr bin ich auf den Campingplatz gerollt, um 19:32 Uhr war klar wer ich bin und was ich will, um 19:33 Uhr gab es erst mal nen kaltes Bier. :-)

Die Zeltwiese ist direkt an einem kleinen See gelegen, in dem man, wenn man wollte, auch schwimmen konnte.



 

Mit den Nachbarn kam man sehr schnell ins Gespräch und sieh mal einer kuck - ein Funkamateur. Die Frau war total Happy, die war den Kerl für nen Abend los und ich hatte den alten Berufsschullehrer der E-Technik am Bein.

Am morgen sollte es früh weiter gehen und was hilft da? Vor allem zu vergessen den Wecker aus zu machen. Um 6:20 Uhr ging der Alarm los. Eigentlich gar nicht mal so schlecht, dann kommt man ja wirklich zeitig weg. Herr Lehrer von nebenan rührte sich auch alsbald und hat mir erst mal Kaffee gekocht. Das war mal eine feine Geste. Gegen 8:00 Uhr habe ich aber seinem Redeschwall ein jähes Ende gesetzt und bis los gedüst.

Gegen 10:00 Uhr hatte ich die Grenze passiert und ab hier machte das Radfahren nochmal mehr Spaß. Es ist noch nicht alles Gold was glänzt wenn es um die Radwegen in Holland geht, aber sie machen einfach so verdammt viel richtig. Das nächste Bild zeigt einen Radweg an einer vielbefahrenen Landstraße. Der Asphalt in einem hervorragenden zustand, keine Wurzelerhebungen die einem vom Rad werfen oder ähnliches. Die Hauptstraße befindet sich hinter den Bäumen und Büschen zur rechten. Nicht überall kann räumlich so deutlich getrennt werden, aber selbst in den Städten wird sehr darauf geachtet Autos, Räder und Fußgänger sehr deutlich voneinander zu trennen.

Gegen Mittag war Kaloriennachschub gefragt. In Arnhem habe ich eine kleine Dönerei  und auch das erste Bierchen, oder wie auch immer man das nennen mag, gefunden.

Bei KM 100 habe ich diese kleine Hütte in einem Vorgarten gesehen und ein passendes Schild dazu. SelfService für Biker. Es gab Kaffee und Tee - auch eine Keksdose, leider schon leer. Dazu ein paar Stühle. Ich habe mir erst mal einen Kaffee gegönnt. Solche Rastplätze habe ich noch mehrfach gefunden.

Am Abend bin ich wieder auf einem netten Campingplatz gelandet. Leider ohne angeschlossene Gastronomie. Nachdem ich mein Haus und Bett gebaut hatte, wollte ich eigentlich wieder aufs Rad und in den nächsten Ort radeln um etwas zu essen zu suchen.
Ich bin dann von zwei Damen eine Zeltreihe weiter angesprochen worden. Sie hätten zu viel gekocht und ob ich Lust auf Nudeln-Gemüse-Gorgonzola hätte. Der Topf war noch halb voll als sie mir den in die Hand gedrückt haben. Wenn ich nicht mögen würde wäre nicht schlimm, aber zum wegwerfen sei es zu Schade. Das kam gerade zur rechten Zeit. Das war richtig lecker und als ich fertig war und alles sauber machen wollte wurde mir das auch noch abgenommen. Dafür musste der Hund der Damen für eine ordentliche Verknuddelung her halten. Schäferhund-Irgendwas-Mischling, noch sehr jung und sehr wild.
Ein Omi und Opi Pärchen hat sich noch einer meiner Powerbanks angenommen und ein wenig Strom nachgefüllt. Unfassbar nette und entspannte Leute diese Holländer.


Tag Nummer 3 Stand voll im Zeichen vom niederländischen Klischees aber in Schick.
Die Landschaft hatte einfach  so unfassbar viel zu bieten und war dabei auch immer noch Abwechslungsreich und nicht Langweilig. Auf die Gefahr das ich mich wiederhole, es macht einfach Spaß in Holland mit dem Rad unterwegs zu sein. Warum habe ich das bloß nicht schon früher gemacht?




Über die Versorgung über den Tag konnte man auch nicht wirklich meckern. :-)



Beim Bierchen habe ich mir den Guide vorgenommen und nach Campingplätzen geschaut. Der letzte Campingplatz vor Rotterdam (laut Guide) sollte es dann werden. Mitten im Nichts, direkt an einer Gracht. Das Zelt durfte ich direkt oben auf dem Deich aufstellen. Auf der Gracht war reichlich Verkehr und wenn mal kein Boot vorbei dümpelte, schwomm einfach so einer durch meinen Vorgarten, unfassbar. Zu sehen gab es auch noch einen Amphibienjeep der vorbei tuckerte, ich hatte aber leider nicht die Kamera zu Hand.
Gastronomisch war  hier leider wieder nix zu holen, also auf in den Sattel und nochmal in den Ort geradelt. Albert Heijn, der Dealer des Vertrauens hatte noch nen paar Chips und nen paar Dosen Bier im Regal, dazu noch ein Baguette aus der örtlichen Pizzeria, der Abend war gerettet.




Am letzten Tag war es morgens alles etwas behäbig und ich bin erst gegen kurz vor neun Uhr los gekommen. Auf der anderen Seite sollten es ja auch "nur noch" rund 60km sein.
Der Radweg führte mich durch den Ort den ich schon vom Abend davor kannte. Leider hat auch in Holland Sonntags alles zu. Das Hotel im Ort bietet auch für Nichtgäste ein Frühstücksbuffet an. Für 9€ konnte man da echt nicht meckern, es wurde reichlich geboten.
Weiter auf dem Weg nach Rotterdam ging es an einer Sammlung an Windmühlen vorbei.


Die Fahrt durch Rotterdam war halt eine Tour durch eine Großstadt. Nur das Rotterdam eben auch alte Grachten und alte Schiffe hat. Eigentlich eine schöne Stadt, zumindest hier und da, es gibt auch Ecken, da möchte man nicht übern Zaun hängen.

Gegen 14:40 Uhr hatte ich mein Ziel dann erreicht. Ich habe bei meinem Aufbruch nicht damit gerechnet tatsächlich bis an die See zu kommen, immerhin hatte ich mich ja doch deutlich verschätzt was die Entfernung anging.


Der Rückweg war dann relativ easy. Mit der Metro zurück nach Rotterdam. Im Hauptbahnhof, Rotterdam Centraal, einen Ticketschalter für Fernverkehr gesucht.
Die nette Dame hinter dem Schalter konnte mir zügig weiter helfen und so habe ich mich schon kurze Zeit später im IC von Rotterdam nach Utrecht wieder gefunden. Was soll ich sagen, pünktlich bei der Abfahrt und pünktlich bei der Ankunft. In Utrecht hieß es dann umsteigen in einen IC nach Arnhem. Auch hier, pünktliche Abfahrt und pünktliche Ankunft in Arnhem..... das es so was noch gibt......
In Arnhem ging es dann in den RE19 nach Düsseldorf. Wieder pünktliche Abfahrt und auch an jedem niederländischen Bahnhof waren wir pünktlich.
Der Zug passiert die deutsche Grenze und innerhalb von 5 Stationen hatten wir 20 Minuten Verspätung. Mal blieb der Zug einfach auf offener Strecke stehen, mal ging es in Schrittgeschwindigkeit weiter. Unglaublich der krasse unterschied zwischen den beiden Bahnbetreibern. Auch der Preis hat mich mehr als positiv überrascht, 12€ für das Rad und 42€ für mich. Dafür das man IC fahren darf? Wenn ich von Duisburg nach Köln möchte kostet das ja schon die Häfte des Preises - und man darf nur Nahverkehr fahren.

Unterm Strich, was eine schöne Tour - sollte man viel öfter machen. Schade das es schon wieder vorbei ist.

 

Und hier noch ein paar Fakten

Fahrtzeit:
Brutto: 35:11 Stunden
Netto (ohne Pausen und rote Ampeln) 24:27 Stunden

359 km gesamt + Abendessen in dem Örtchen und Heimreise von Dbg HBF

Tag1: 77,3 km
Tag2: 125 km
Tag3: 93,8 km
Tag4: 63 km

Dienstag, 28. Juni 2022

Durstig an der Mosel


Ein langes Wochenende an der Mosel


Die Anreise nach Koblenz am Freitag, der auch den Ferienbeginn in NRW markierte war schon so ein kleines Abenteuer.

Der Zug von Meerbusch nach Köln war noch verhältnismäßig leer und einfach mit dem Rad zu erklimmen. In Köln sah das dann aber schon was anders aus. Der Bahnhof war sehr voll und die Laune bei den Reisenden eher mäßig. Alles knubbelte sich an den Stellen wo die Treppen im Bahnsteig eingelassen sind. Clever wie man so sein will, wir sind ans Ende des Gleises gelaufen um damit soweit wie möglich vorne im Zug zu sitzen.

Wenn der Pöbel sich nicht bewegt und man sich maximal von diesem welchem entfernt, sollte man ja seine Ruhe haben. Der Zug kam ersten zu spät, zweitens auf dem anderen Gleis am Bahnsteig und ist drittens nicht soweit in das Gleis eingefahren wie es angekündigt wurde.

Die Menschentrauben die sich dann in Bewegung setzten waren schon nicht von schlechten Eltern.

Am eigentlichen Plan haben wir festgehalten, weit weit weg von den Massen. Also sind wir von einem Ende des Bahnsteiges genau bis ans andere Ende, vorbei an Tumulten, Gedrücke und Geschiebe. Und es kam wie es kommen musste, im Mittelteil des Zuges ließen sich kaum die Türen schließen und am Ende des Zuges gab es noch ordentlich Platz.

In Koblenz selbst mussten wir noch rund 5 km fahren. Der Campingplatz der Wahl liegt im grünen und dicht am Radwegenetz. Die örtliche Gastro hat einen Prima Job gemacht und uns weder hungern noch dürsten lassen. :-)

Ich lass mal den Link als Schleichwerbung hier, aber ich finde diesen Platz besser und schöner als den am deutschen Eck



Irgendwo in dieser endlosen Landschaft haben wir einen kleinen Ort gefunden und Google-Maps nach einem Biergarten befragt. Mittags mal eine Brause mit Schaum hatten wir uns ja verdient. Jedenfalls wurden wir dann auch einen Hang hinauf geschickt. Hier noch eine Gasse, da nochmal abbiegen und dann Stand da eine Sofa draußen unter einem Vordach. Leute die augenscheinlich zur Schenke gehören, waren auch zugegen...... die uns auch prompt eröffneten, das sie noch geschlossen haben und was wir überhaupt wollen würden. Gezapftes Bier war bei so nem Winzer jedenfalls die falsche Antwort. Mehr als ein heiseres Lachen und einer Priese Spott war nicht drin - obwohl .... er hat uns zum örtlichen Hotel mit Außenterrasse geschickt, das gab es dann Brause mit Schaum als Kellerbier in naturtrüb.

Merke, als Biertrinker an der Mosel kämpft man auf verlorenem Posten.


Die Natur und der Ausblick sind grandios. Die Mosel ist definitiv nochmal eine Reise wert. Vielleicht ja auch mal mit ein wenig Kultur tanken. Aber da will ich mich mal noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen








 

 

Fähre fahren durfte natürlich auch nicht fehlen. Die Kiste hatte nur einen Motor zum Vortrieb, aber keine weitere Möglichkeit zur Steuerung. Damit man trotzdem irgendwann drüben ankommt wurde ein Drahtseil über die Mosel gespannt und die Fähre hatte darüber ein "Führungsseil"

Den Dampfer mit dem gelben Schornstein sind wir Tags drauf immer und immer begegnet. Die Kiste stampfte ganz gemächlich die Mosel rauf. Mal waren wir vorne, mal hatten wir eine Pause nötig. Am Nachmittag haben wir den Kahn dann komplett verloren, wir mussten an einer Moselschleuse nicht warten sondern haben nur 10 Minuten beim ablassen eines Schiffes zugesehen.



Am letzten Abend, einem Sonntag an dem alle Geschäfte zu hatten, gab es Abends Bratwurst vom Gaskocher im Brötchen. Der Rewe2Go in dem wir fündig geworden waren hatte leider keinen Senf, also gab es fingerdick Aioli. Abgelöscht mit einem leckeren lokalen Bier war das ein feudales Mal. Der Campingplatz selbst war sicher schon was älter, aber top gepflegt. Der Pächter erzählte das er die Liegenschaft erst vor einem Jahr übernommen hat. Ich denke die ein oder andere Modernisierung wird dann sicher noch Einzug halten.
So voll wie der Platz stand, so leer war es aber auf der anderen Seite. Ich denke mal das die ganzen Dauercamper Sonntagabend bereits wieder Zuhause sind.



Der letzte Tag hatte noch eine kleine Überraschung für uns über. Wenn man zum Bahnhof will muss man halt irgendwie aus dem Moseltal wieder raus. Das geht dann nur in dem man die Hügelkette passiert. Von etwas über 100 Höhenmeter ging es hoch auf ca 450 Höhenmeter. Ich habe das ganze im wechsel mit schieben und strampeln vollbracht. Lothar konnte dank 21-Gangschaltung auf andere Übersetzungen zurück greifen und ist mir dann langsam aber stetig davon geradelt. Aber es ist wie immer, am Berg macht halt jeder seins. Das im Gleichtakt zu versuchen ist zum scheitern verurteilt.

Der Weg nach Hause war dann eher entspannt. Hier oder da konnte man mal ein wenig Augenpflege betreiben. 

Am frühen Abend war der Spuk dann leider auch schon wieder vorbei. Aber, der nächste Trip kommt ganz bestümmt.



Tag 1: 24,69 km

Tag 2: 58,4 km

Tag 3: 63 km

Tag 4: 64 km