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Donnerstag, 8. Juni 2023

Wat ne Scheiße, wat ein Erfolg - zwie Tage wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten

Tag 10

Der Morgen hat sich ein wenig hingezogen. Los gekommen bin ich erst gegen halb neun. Da die Wäsche vom Vortag über Nacht nicht richtig trocken wurde, war Kreativität gefragt.


 

In einem kleinen Ort gab es Frühstück an Dorftplatz, Baguette und Kaffee aus der Bäckerei, Frischkäse und Kochschinken aus dem Tante Emma Laden. Wieder einmal ging die Tour unter Wolken los und zum Ende des Vormittags kam die Sonne raus.
Während ich friedlich vor mich hin schnaufend den Muli einen Berg hinauf wuchte, zu Fuß versteht sich, kommt mir von oben ein Franzose auf dem Rad entgegen der ähnlich bepackt ist wie ich. Ich spreche immer noch kein französisch und er weder deutsch  noch englisch. Irgendwie sind wir trotzdem ins Gespräch gekommen und konnten ein paar Brocken austauschen. Der Typ macht "seine" Tour-de-France, einmal rund um Frankreich in 2 Monaten.

Geschäftsinn entlang der Fahrradstrassen sucht man aber leider vergeblich, die Cafes haben alle schon oder noch geschlossen, es ist ein Graus.

Am Nachmittag kamen komische Geräusche aus Richtung des Tretlagers, erst vereinzelt, über den Rest des Tages aber immer mehr. Mit jedem Kilometer mehr habe ich das Tretlager verflucht, zurecht?

Kurz vor Le Havre habe ich die Suche nach einem Campingplatz angestoßen. Ging leider nicht so aus wie ich mir das gewünscht habe, vor Le Havre pennen und am nächsten Tag durch die Stadt und irgendwo ein Frühstück abgreifen. Der nächste Platz war aber erst auf der anderen Seite der Seine zu finden, also nochmal 30km extra. Um halb 8 und 5km nach der Monsterbrücker bin ich auf einen Campingplatz gerollt.



 

Nachdem klar war das ich bleiben kann hat mir der Platzwart erstmal eines seiner Biere in die Hand gedrückt. Nachdem das Zelt stand und das Bett gebaut war habe ich mir das Rad vorgenommen. Es wurde das zerlegt was zu zerlegen war. Alles wurde gereinigt und mein Geschirrhandtuch ist jetzt ein Öllappen. Danach wurde alles neu geölt und wieder zusammen gebaut, der Radau bleibt aber. Komoot kennt auch Fahrradwerkstätten, mal sehen wo es morgen hin geht.

Zum Abschluss des Tagen noch ein wenig Landschaft








 

Tag 11

Gegen 5:50 Uhr hat mich das Gekreische der Vögel geweckt. Eigentlich wollte ich mich noch mal umdrehen, bin dann aber doch um kurz nach 6 Uhr aufgestanden. Anders als bei den anderen Morgenden, war diesmal von vornherein blauer Himmel zu sehen. Um die Nachbarschaft auf dem Campingplatz nicht in Aufruhr zu versetzen habe ich leise angefangen mein Kram zusammen zu packen, als der Schlafsack dann über der Leine hing, hat in der Nachbarschaft trotzdem ein Köterchen los gekläfft.

Um 7:30 Uhr war alles verstaut und der Abfahrt stand nichts mehr im Wege, auf dem Campingplatz war noch allgemeine Ruhe.

Der Weg war nicht viel anders als wie jeden anderen Tag auch, kurz vom Hof rollen, danach erst mal schieben. Meine Aktionen von gestern Abend müssen doch noch was bewirkt haben, das gequitsche ist weg und der Besuch in einer Werkstatt damit erstmal vertagt.
Nach der Plünderung eines Supermarktes gab es diesmal an einem richtig geilen Strandabschnitt Frühstück. 




Als die Sonne senkrecht oben Strand war es Zeit für eine Pause im Schatten. Der Radweg hier führte durch Marschgebiet und Salzwiesen und entlang des Weges immer mal wieder einsame Bänke die durch eine Hecke Schatten bekommen haben.

Um kurz nach halb zwei trennte sich mein Weg vom EuroVelo 4, ab hier geht es dann landeinwärts. Auf der Brücke, bzw am Ufer war ganz großen Hallo angesagt. verkleidete Soldaten, Kameras, Schaulustige - ich bin mitten in eine D-Day Veranstaltung geraten.

Geplant oder Zufall, das lässt sich nicht mehr rekonstruieren, aber der neue Weg war auch erst mal eine Radfernweg. Ich muss für das Radnetz der Franzosen mal echt eine Lanze brechen, einfach Wow, zumindest solange man auf den Radwanderwegen bleibt. In den Städten muss man teilweise in Deckung springen, ich hörte mal das in Frankreich ein Kratzer oder eine Delle im Auto nicht so tragisch ist ...... in/an meinem Schienenbein schon.

Zu sehen gab es auch noch eine Rennbahn auf dem ein Sulky-Traning lief. Das erste mal das ich sowas live gesehen habe.

Ein paar Kilometer weiter wollte meine Route aber runter vom Radwanderweg. Ich habe dann ein wenig über der Karte gehangen und bin zu dem Schluss gekommen, lieber ein paar Km Umweg, dafür aber nicht an Hauptstraße und durch Städte. Daher ging es dann einfach an der L'Orne lang. Eine alte Bahntrasse mit all ihren Brücken wurde um eine Asphaltspur ergänzt und schon gibt es das perfekte Raddelerlebnis.



 

In einem der alten Bahngebäude habe ich einen Kaffee bekommen, nicht nur das, auch noch hangemachtes Bio-Vanille-Eis, sehr geil. Das war nicht nur einfach ein Cafe, sondern auch noch ein Bio Laden mit Produkten aus max 50km Umkreis (Beim Kaffee bin ich mir nicht sicher ;-) ).

Die angenehmen Überraschungen rissen aber nicht ab. Der von mir ausgesuchte Campingplatz ist eine Wucht. Das Personal, das Ambiente, das ganze Erscheinungsbild, kaum zu beschreiben. Als Goodie ontop, Johannesbeerbuffet direkt am Zelt. 



Der Tag geht dann mit 103Km zuneige. Für morgen früh habe ich mir ein Baguette bestellt, Aufschnitt, Tomaten und Käse habe ich noch. sieht so aus als wenn es morgen keine hundert werden.

Während man hier so tippert und Komoot auf den Kopf stellt hackt man noch ein paar Zahlen in den Taschenrechner und siehe da - 1021,4km - also mehr als 1000km in 11 Tagen. Darauf erstmal ein großes Bier.



Karte:

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